Samstag, 5. Mai 2012

Westmar Roadhouse

Da saß ich nun im Bus in den Bush nach Westmar. Vorher voller Überzeugung, dass das eine absolute Australienerfahrung wird, die ich nicht missen darf, wurde die Euphorie doch von dunklen Gedanken überschattet. Ob es vielleicht gefährlich ist – allein im Nirgendwo ohne Handyempfang oder sonstiges zu Leuten, die ich 3x 5 Minuten am Telefon gehört hatte und die Chance den Bus zurück zu nehmen nur alle 3 Tage besteht. Nunja, ich wollte das Abenteuer und mir wurde vorher mehrfach gesagt auf dem Lande ist es sicherer als in der Stadt, klingt logisch...
Als ich ankam, wurde ich von einer grauhaarigen Frau in Schlabberklamotten empfangen und in mein neues Heim geführt.
Sieht schöner aus als es war ;)
Der "Palast"
OHA! Ein Bauwagen.. :D Regale und Tische wurde aus Bierkästen zusammen-geschustert und es gab 5 Betten in einem 2 geteilten Raum. Klimaanlage und Fernseher war auch mit drin.

Wasser: braun, ölig, stinkig
Dann betrat ich das Minibad – Alles braun von dem dreckigen Wasser, was aus den Leitungen kommt (trinken verboten!), irgendwelche Ablagerungen im Klo, die ich wegspülen wollte und dann kam auch gleich der Frosch zum Vorschein, der dort hauste. IIIIHHHH!!!! Zu allem Übel überlies mir meine Vorgängerin noch Haare und Kippenstummel in der Dusche.
„Bedenke immer, was du dir wünschst, denn du könntest es bekommen.“ - da hab ich nun meinen Countrypub und nahm es mit Humor...
Meine erste Schicht began dann um 3 an der Bar am nächsten Tag und ich lernte ziemlich schnell die Regeln:
Die lieben "Locals"...
Sobald das Glas leer ist, wird nachgeschenkt, ohne, dass der Kunde ein Wort sagen muss.
Das Geld lässt der Kunde auf dem Tresen liegen, bis er nichts mehr trinken will. Das reserviert ihm auch den Platz wenn er z.B. eine rauchen geht.
Er gibt mir das Geld auch nicht, sondern ich nehme es mir selbst.
Nach der Arbeit wird sich betrunken und mit Auto nach hause gefahren.
Sie fragen nach meinem Namen und rufen mich dann den ganzen Abend.
WESTMAR!
Nach 2 Nächten bekam ich Gesellschaft, von 2 Engländerinnen – Vicky und Hannah. Vicky ist aus Manchester und hat den aller aller witzigsten englischen Akzent, den man sich vorstellen kann. „Hör auf mir Englisch beizubringen, du Deutsche!!“, sagte sie, als ich mir meine 100ste Bemerkung nicht verkneifen konnte...
Vicky hingegen wurde es auch nie zu viel über Käfer (bzw. „fliegende Schildkröten“ so groß wie die waren ;) ), Kakerlaken, Frösche und was es sonst noch gab, zu fluchen. Und weil Frosch und Kakerlake im Badezimmer hausten, fühlte sie sich gezwungen sämtliche Geschäfte bei offener Tür zu erledigen, damit sie jederzeit rausrennen kann. Sie ist einfach nur herrlich!
Unser Abschiedsabend.
1 Abend ohne Mückenspray
Die Bewohner waren alle sooo lieb, interessiert, offen und hilfsbereit. Nach einer Woche kannte ich sie alle und fühlte mich gleich wie Zuhause in Good Old Bülow aufm Dorf! Luden uns zum Reiten, Treckerfahren, Känguruschießen, Schweinejagd, Jetski fahren und Fliegen ein. Offensichtlich war auch, dass nicht allzu viele junge Mädchen aufm Lande waren und den Weg der einsamen Bauern und Trucker kreuzten.
Judy und Rosco
Unsere Bosse, Judy und Ross (Paar oder nicht, wer weiß) waren leider nicht so der Hit. Schauten uns ganz genau auf die Finger – vor allem was wir aßen. „Ihr Deutschen esst so viel! Du solltest doppelt arbeiten, für das was du isst!“ Ähm, ja, ich arbeite hier für wohnen in einer Bruchbude, nur Leitungswasser und fast nur frittierter Tiefkühlfraß, der wahrscheinlich letztes Jahr ablief und bekomme 1/3 von dem in meinem Café bezahlt... Und dann guck dich mal selber an! ;)
Außenanlage der Bar
Ansonsten hat Judy sich 'nen feuchten Kehricht geschert und Ross, die Sau, war laut glaubwürdiger Aussage der Bewohner mit seinen 65 Jahren noch hinter Backpackermädchen her...
Weitere Mitarbeiter waren Owen (Koch, Aborigine), Chelsea (Kassiererin, zog für ihren Freund von der Gold Coast aufs öde Land), und Ken (Koch, offensichtlich alkoholkrank).
Aber auch die waren superlieb, vor allem Chelsea mit ihren süßen 18 war goldig.
Vicky und ich
HAHA! Moonie Highway
Nach 2 Wochen stellte Vicky sich extra so doof an, sodass sie gekündigt wurde. Aufregung war groß, als es hieß, dass wir dann alle gehen ABER sie hätten es ja auch mit Freundlichkeit versuchen können.
Abschiedsschmerz war letztendlich sehr groß, weil uns in der letzten Nacht noch jemand ziemliche Angst durch versuchen reinzukommen und klopfen an Tür, Wand und Fenster eingejagt hatte, wie in einem schlechten Horrorfilm.
Aber unsere Wege trennten sich am 28.01. und so stieg ich in den Bus zurück nach Brisbane um von dort aus meinen Ostküstentrip zu starten...

                                                    Ciao, Ciao

1 Kommentar:

  1. haha, lustig, das erinnert mich sehr an meine roadhouse-erfahrungen in marlborough am bruce highway, 3 wochen war ich dort, mehr als genug :D

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